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Elemente zur Aufhebung des Christentums
(Dr.Carlos Dufour)
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Deutlichkeit
In Zeiten der Wirren ist Klarheit Gebot. Sagen wir es deshalb unmißverständlich und klar: In einer europäischen Neuordnung muß das Christentum definitiv überwunden werden. Das Christentum, die wahre Urkatastrophe Europas, wirkt auf die Völker als Lähmung des Willens und Beschimpfung der Intelligenz. Wer etwas so Absurdes wie
das Christentum annimmt, wird später nie in der Lage sein, irgend etwas anderes vernünftigerweise abzulehnen.
Niemand wage es, sich hier mit dem feigen Hinweis herauszureden, der Glaube sei
heilig, Privatsache, oder durch die Tradition geprägt – und so über jede Kritik erhaben. Es geht hier nicht um Glauben oder Nichtglauben, sondern um Wissen oder
Nichtwissen. Es ist in der täglichen Wirklichkeit nämlich so: Die eingeschliffene Angewohnheit, sich nicht stets bewußt zu machen, daß etwas falsch ist, verleiht der Sache bereits einen Anschein von Wahrheit. Dank der
Denkverweigerer wird das Christentum zuerst in seinem Widersinn verkannt und
anschließend verklärt. Und das ausgerechnet in Deutschland, mehr als ein Jahrhundert nach
Nietzsche.
Absurdität der christlichen Offenbarung dem Begriffe nach
In fast jeder Religion lauern divergierende Tendenzen, die selten in reiner Form
erscheinen. Wer Religion als ein von Gott in Buchform sanktioniertes Repertoire
von Wahrheiten versteht, wird früh genug in Konflikt mit echtem Wissen geraten. Anders ist es, wenn man Religion
als eine Form der Annäherung an einen maximalen Wert, einen Zustand oder eine Eigenschaft auslegt,
etwa als Annäherung an das Heilige. Religion unterscheidet zwischen Heiligem und Profanem:
Wenn das Heilige in Objekte außerhalb des Menschen gesetzt wird, haben wir eine sakramentale Tendenz. Wird das
Heilige in den Menschen selbst gesetzt, etwa als eine Erfahrung des Göttlichen, wird die Religion zur Mystik. Je nach Tendenz haben wir also
Buchreligionen, sakramentale Religiosität und Mystik.
Das Christentum ist, wie das Judentum und der Islam, wesentlich eine Buchreligion, und somit soll es primär ein Repertoire von Wahrheiten verschiedenen Typus' enthalten: empirischer,
historischer, ethischer und spekulativer Natur – was unmittelbar nach einer Theologie zur Verteidigung verlangt. Ein Buch wird
als Gottes Offenbarung deklariert, und so entstehen, unabhängig vom spezifischen Inhalt der angeblichen Offenbarung, unabwendbare
Schwierigkeiten.
Wenn ein Gott sich der Menschheit offenbaren will, braucht er vermutlich nicht
Schriftsteller zu werden und erst nach einer exorbitanten Wartezeit ein Buch zu
veröffentlichen. Er könnte den Nachthimmel als Leinwand benutzen und dort am Sonntag Szenen abspielen
oder Anweisungen bekannt machen. Oder die Sterne plötzlich so bewegen, daß sie Buchstaben und Sätze einer Weltsprache mit den wichtigen Wahrheiten bilden („Jesus is alive“). Die Tätigkeiten eines Gottes im Verlagswesen müssen einem eher suspekt vorkommen.
Aber wenn schon eine Buchoffenbarung: Welche inneren oder äußeren Merkmale können ein vernünftiges, wohlmeinendes Subjekt dazu bewegen, diesem Buch eine Sonderstellung
einzuräumen und daran zu glauben? Der Erstbeste kann vor uns ein Exemplar der Bibel,
des Tanachs oder des Korans schwingen – reicht das aus, um von uns Glauben zu verlangen? Woher wissen wir, ob der Autor des Buches Gott persönlich war, oder der Teufel, oder irgendein Schwindler? Gott hätte ein paar Vorkehrungen zur Beglaubigung treffen können, z. B. daß alle anderen Bücher außer seinem brennbar sind. Aber dem ist nicht so, Bibeln bestehen keine
Feuerproben.
In der Zeit, wo es ernsthafte Theologie gab, verstand man das Problem allzugut.
Man prägte dafür den Namen „resolutio actus fidei“ und „crux theologorum“. Der Theologe argumentierte zur Rechtfertigung eines Glaubensinhalts X:
Alles, was Gott offenbart, ist wahr.
X wurde von Gott offenbart.
Also ist X wahr.
Dieser redliche Syllogismus leidet jedoch unter der Unzuverlässigkeit der Prämissen. Zuerst setzt der Theologe im Obersatz voraus, daß Gott existiert, daß er einzig, unfehlbar, gütig usw. ist. Solche philosophischen Annahmen sind extrem schwer zu beweisen.
Sollte ein Gläubiger zuerst zum Metaphysiker werden, damit er ruhig glauben kann? Also scheint
der Obersatz extrem bizarr – aber dies sei hier nicht weiter vertieft.
Dann kommt der Untersatz mit der Anmaßung, daß eine bestimmte Aussage X von Gott kommt! Woher weiß man es? Das beste, was man anbieten kann, ist eine Bibelversion, wo die
fragliche Aussage X vorkommt. Thomas von Aquin sah wohl das Problem und
versuchte, sich irgendwie herauszuwinden, indem er sich auf die Beglaubigung
durch Wunder berief. Das Problem ist, daß diese Wunder bloß in der Bibel stattfinden. D. h., um an die Bibel wegen der Wunder zu glauben,
muß man zuerst schon an die Bibel glauben. Die schlichte Feuerprobe würde jeden überzeugen, aber diese zirkuläre Beweisführung gilt natürlich als plumper Überrumpelungsversuch.
Näher betrachtet wird die Situation noch schlimmer. Die sogenannte Offenbarung ist
in der Regel eine Erzählung über Leute, die angeblich eine Offenbarung hatten. Also kommt die Offenbarung in
zwei Ausfertigungen: aus erster Hand für die wenigen, die ein ›Tête-à-tête‹ mit Gott genossen; aus zweiter Hand für alle anderen, die Erzählungen darüber einfach zu glauben haben. Eine Erzählung von Wundern und Offenbarungen ist weder Wunder noch Offenbarung. Es ist, als
ob wir es mit der Bekanntmachung eines Gottes mit Lampenfieber zu tun haben,
der sich vor einem großen Publikum verstecken will.
Rational kommen wir nicht weiter; die Theologen warfen längst das Handtuch. Es gab schon früh einen Versuch, aus der Not eine Tugend zu machen. Er findet sich bei
Tertullianus, der lehrte: „Credo, quia absurdum est“ (Ich glaube, weil es absurd ist). Mehr oder weniger gleicht es dem Ausweg, den
Kierkegaard im 19 Jh. vorschlagen wird: Die Annahme des Christentums soll eben
dadurch wertvoll sein, daß sie gegen jede Vernunft ist. Nietzsche kommentierte hinsichtlich Tertullianus: Hätten manche haben schon die Demut erreicht, ein „credo, quia absurdum est“ auszusprechen; leider fehlte ihnen noch der letzte Schritt der Bescheidenheit,
die besagt: „credo, quia absurdus sum“.
Also zeigt sich allein dem Begriff nach eine Buchoffenbarung als unsinnig. Man
kann nicht für wahr halten, daß ein Gott sich auf diese Art mitteilen wird. Und wenn jemand uns entgegnet: ›Wer seid ihr, um von Gott Erklärungen zu verlangen?‹, gibt es eine kurze, bündige Antwort: Wir verlangen keine Erklärung von Gott, lediglich von Menschen, die Religion predigen und sich vielleicht
dabei für Götter halten.
Absurdität der christlichen Offenbarung dem Inhalte nach
Die Angelegenheit mit dem Christentum wird noch schlimmer, wenn man diese
Offenbarung inhaltlich prüft. Hier hat die deutsche Bibelkritik Großartiges geleistet; sie besaß das, was Nietzsche „Mut zum Verbotenen“ nannte. Im Neuen Testament entdeckt der aufmerksame Leser eine Menge Widersprüche, Inkohärenzen, Abartigkeiten oder Unverträglichkeiten zwischen Text und Theologie. Einiges wußten schon die heidnischen Philosophen, die zuerst mit dem Christentum in Kontakt
kamen, sowie Gnostiker und Manichäer: Celsus, Porphyrius, Kaiser Julian, Marcion von Synope, Apelles, Faustus von
Milevo. Leider hielten die Kirchenväter es nicht für ausreichend, ihre Gegner zu widerlegen, sondern empfahlen, ihre Werke zu
vernichten. Immerhin zeigt die Bibelkritik der Spätantike, daß sie – als vernünftige Ablehnung des Christentums – von der Aufklärung unabhängig ist. Ich will hier nur einige Beispiele des biblischen Widersinns erwähnen, die jeder selbst überprüfen kann und die auch ein Licht auf die Theologie werfen.
Matthäus c. 1 enthält eine Genealogie von Abraham bis Jesus, die – wie der Autor schließlich behauptet – aus drei Reihen von 14 Gliedern bestünde. Aber wie Porphyrius schon bemerkte, hat die letzte Reihe nur 12 Glieder
(oder 13, wenn man Jesus selbst mitzählt). Wie ist dies möglich? Hat sich der Heilige Geist schon zu Beginn beim Zählen geirrt?
Das war schlampig, aber vielleicht nicht so schlimm. Ein Vergleich zwischen Mt
c.1 und Lk c. 3 bringt jedoch noch Erstaunlicheres hervor. Nicht bloß nämlich, daß die beiden Jesus-Genealogien in den Namen der Vorfahren abweichen, sondern auch,
daß für Matthäus zwischen David und Joseph 26 Generationen liegen, während Lukas 41 zählt (was eine Abweichung von ca. 400 Jahren ergibt). Also, da 26 ≠ 41, muß mindestens einer der beiden Berichte falsch sein. Wer sich dafür interessiert, kann die vernichtende Zusammenfassung bei David Friedrich
Strauss in
Leben Jesu nachschlagen (§§ 16-18). Ferner ist es lächerlich, eine Genealogie von David bis Joseph darzustellen (jüdischer Messiaswahn) und uns dann unbekümmert zu berichten, daß Joseph gar keinen Anteil an Jesu Zeugung hatte (jungfräuliche Geburt nach Art der griechischen Sagen). Wenn Joseph nur dem Anschein
nach Jesus' Vater war, ist Jesus nur dem Anschein nach ein Nachkomme Davids.
Kommen wir zu einem weiteren Punkt, der oft unbeachtet bleibt. Wer den Anfang
des Lukas-Evangeliums liest, stellt überrascht fest, daß der Autor für sich keine göttliche Eingebung beansprucht. Er sagt schlicht und einfach, daß er verschiedene Quellen zu Rate gezogen und für einen gewissen Theophilus eine geordnete Darstellung niedergelegt hätte. Tatsächlich hat es sich durch philologische Anstrengungen herausgestellt, daß die Autoren von Mt. und Lk. größtenteils von Markus abgeschrieben und noch eine weitere Quelle − genannt Q − verwendet haben. Dies nennt man die synoptische Frage. Solche plagiatorischen
Methoden sprechen nicht gerade für eine göttliche Offenbarung. D. h.: Nicht einmal die Verfasser der Offenbarung erlebten
eine Offenbarung.
Genealogien, synoptisches Problem, Absurditäten... vielleicht ist all dies allzu bekannt. Wenig bekannt ist, daß das Markusevangelium abrupt in c. 16, Vers 8 endet. Die Verse 9 bis 20
erscheinen nicht in den zuverlässigsten und ältesten Manuskripten. Das Happy-End wurde dem Text später hinzugefügt. In halbwegs seriösen Bibelausgaben wird dies zugegeben.
Auch ist es wenig bekannt, wie der Text mehrmals manipuliert wurde, um die Bedürfnisse der Theologie zu decken. Der Schweizer Theologe Johannes Wettstein
entdeckte Erstaunliches bei der Überprüfung des Codex Alexandrinum aus dem 4. Jh. Wettstein wollte wissen, wo genau das
Neue Testament sagt, daß Jesus auch Gott war. Gottes Sohn schon, aber Gott? Eine Lieblingsstelle der
Theologen fand sich bei Paulus, I. Tim. 3:16. Aber dies entpuppte sich als
unhaltbar.
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